Grundversorgungstarife und Abwassergebühren sinken
Die Gasspeicher sind für die Jahreszeit gut gefüllt, die ersten neuen LNG-Terminals liefern Gas in deutsche Netze; auch dies führt an Energiebörsen aktuell zu fallenden Preisen. Darauf hatte die Energiebranche noch zur Jahreswende bestenfalls gehofft. Beim gestrigen Blick auf die aktuelle Marktlage sprach der Geschäftsführer der ENNI Energie & Umwelt Niederrhein (Enni), Dr. Kai Gerhard Steinbrich, daher von einer guten, so aber nicht erwarteten Entwicklung. „Das gibt die emotionale Achterbahnfahrt der letzten Monate wieder“, warnte der Energieexperte daher davor, die Energiekrise zu früh für beendet zu erklären. „Der milde Winter hat geholfen, es gibt weiter Risiken“, so seine Botschaft. Auch deswegen hätten sich laut Vertriebsleiterin Susanne Pfeufer mittlerweile viele Kunden von dem im Verlauf des Ukraine-Krieges unkalkulierbaren Auf und Ab der Preise abgekoppelt. „Bis zu drei Viertel unserer Energiekunden setzen heute auf die sichere Variante“, so Pfeufer, die berichtet, dass sich auch zur Jahreswende tausende Haushalte für eine zweijährige Preisgarantie entschieden haben. Insgesamt würde der Gesetzgeber mit einem Entlastungspaket aber die extremen Preisspitzen für alle Kunden abfedern. Da die Großhandelspreise aktuell fallen, wird Enni die Grundversorgungstarife zudem im April deutlich senken. Sollte der rückläufige Trend anhalten, versprach Steinbrich bereits jetzt, im Zuge der so noch nie dagewesenen Situation zum Jahresende auch die Verträge mit Preisbindung noch einmal zu prüfen. „Noch ist es dazu zu früh, denn heutige Börsenpreise sind erst einmal eine Momentaufnahme“, so Steinbrich. „Wenn es aber möglich, werden wir auch dieser Kundengruppe neue Angebote machen.“
Die Großhandelspreise waren zuletzt stark gefallen, beim Gas von über 300 Euro pro Megawattstunde im letzten Jahr auf rund 50 Euro Anfang Februar. Die Strombörse bietet das gleiche Bild, wo die Megawattstunde nach historischen Höchstständen im Herbst von bis zu 1.000 Euro zuletzt rund 100 Euro kostete. Das ermöglicht Enni, die Preise in den Grundversorgungstarifen ab April zu senken. Die Kilowattstunde Gas kostet dann mit 14,40 Cent pro Kilowattstunde rund 46 Prozent weniger. Beim Strom sinkt der Preis hier um 21 Prozent auf 49,56 Cent pro Kilowattstunde. Dennoch bleibt das gesetzliche Entlastungspaket laut Steinbrich für Kunden weiterhin ein dringend notwendiger Schutz. Hier hatte Enni den Dezemberabschlag für Gaskunden pauschal ausgesetzt, ab März gelten rückwirkend zum Januar Preisbremsen auf bis zu 80 Prozent des bisherigen Verbrauchs. Der Gaspreis für Haushalte liegt hierfür bei 12 Cent und beim Strom bei 40 Cent pro Kilowattstunde. Wahrscheinlich kann Enni dies aber ab März noch nicht in Abschlägen abbilden. Denn was im politischen Entschluss leicht klingt, stellt die gesamte Branche in der Ausführung vor große Herausforderungen. Susanne Pfeufer war gestern skeptisch, ob Enni wie hunderte weitere Energieversorger den dringend benötigten IT-Baustein rechtzeitig erhält. „Am Ende zahlt aber kein Kunde mehr, als er es nach Preisbremsen muss“, gebe es ab März in jedem Fall die Möglichkeit, den Abschlag selbst zu reduzieren. „Dies sollte am besten über das Kundenportal geschehen, da Berater in Kundenzentren derzeit stark gefragt sind.“ Dabei können sich Kunden die monatliche Ersparnis mit einem neuen Preisbremsenrechner auf der Internetseite der Enni selbst ausrechnen. „Die hierum reduzierten neuen Monatspauschalen kann man dann selbst in das Kundenportal eintragen.“
Insgesamt hofft Steinbrich, dass sich der Energiemarkt weiter entspannt. Dazu müssten aber alle an den Energiesparbemühungen festhalten. Denn eines habe sich bislang gezeigt: Zwar würden Kunden sparsamer mit Energie umgehen. Das Ziel einer 20-prozentigen Ersparnis habe man aber auch in Moers und Neukirchen-Vluyn verfehlt. „Der Gasverbrauch liegt um die milde Temperatur bereinigt in der Heizperiode aktuell rund zwölf Prozent unter dem Vorjahr.“ Gefruchtet hätten aber die Verkürzung der Eishallensaison und die Ausweitung der Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung in Moers. Allein durch die habe Enni über 50.000 Kilowattstunden eingespart und so monatlich rund 13 Prozent weniger Energie eingesetzt.
Weniger zahlen müssen Moerser Haushalte zukünftig bei der Abwassergebühr. Auf Basis des nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichtes geänderten Kommunalabgabengesetzes wird Enni die in Schmutz- und Niederschlagswasser unterteilten Gebührenbescheide für Moerser Haushalte korrigieren. Hiernach sinkt die Schutzwassergebühr um rund vier, die Niederschlagswassergebühr um mehr als sechs Prozent. In Summe spart ein Musterhaushalt im Jahr so rund 40 Euro.