Klimawandel wirkt auf die Kanalnetzstrategie
Verwaltungsrat beschließt neues Nutzungskonzept für die Freifläche im Solimare
Eine intakte Infrastruktur und Mehrwerte für Bürger; an diesen zwei Zielen halten der Vorstandsvorsitzende der ENNI Stadt & Service Niederrhein (Enni), Stefan Krämer, und seine Vorstandskollegen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten fest. Im öffentlichen Sitzungsteil der gestrigen Verwaltungsratssitzung ging es dabei vor allem um die erst vor wenigen Jahren in schlechter Verfassung übernommenen Moerser Kanäle. In seinem turnusmäßigen Bericht zum aktuellen Zustand des heute 522 Kilometer langen Moerser Kanalnetzes beschrieb Vorstand Dr. Kai Gerhard Steinbrich dabei Maßnahmen, mit denen er die Substanz erhalten, den Sanierungsstau abbauen und das Kanalnetz auf Anforderungen eines zunehmenden Klimawandels vorbereiten will. Waren hier keine Entscheidungen gefragt, sind die Würfel für neue Angebote am Freizeitstandort Solimare gestern gefallen. Nachdem die Moerser Politik zuletzt im Ausschuss für Stadtentwicklung die im Frühjahr vorgestellten Pläne diskutiert und nochmals nachgebessert hatte, stimmte das Gremium gestern dem durch Lutz Hormes bereits im März vorgestellten erweiterten Nutzungskonzept für die heute allein für den Badbetrieb überdimensionierte Freibadwiese zu. „Jetzt muss der Rat der Stadt Moers den Grundsatzbeschluss noch bestätigen“, geht Hormes nach dem gestrigen Votum davon aus.
Hormes hatte das Gremium von seinem mit dem Landschaftsarchitekturbüro Viridis Urbis aus Krefeld entwickelten und mit dem Beratungsunternehmen Rödl & Partner auf Wirtschaftlichkeit untersuchten Konzept überzeugt. Das aktuell rein als Liegewiese genutzte Freibadareal wird dabei um drei Bausteine ergänzt. Für Hundehalter wird es ab 2025 eine ganzjährig nutzbare Hundewiese geben. Hier erwartet Hormes jährlich rund 5.000 Gäste, die die Anlage gegen ein Entgelt von drei Euro tagsüber über eine Torschleuse nutzen können. Auch die jahrelangen Diskussionen um das wilde Grillen im Park sollen ab 2025 verstummen. Hierzu wird Enni ein kostenpflichtiges Grillareal mit 20 Grillstationen und einer Grillhütte einrichten. Attraktion mit überregionaler Strahlkraft verspricht sich Enni von einer neuen Funsport-Zone mit einem Klettergarten. „Hierzu werden wir uns auch noch einmal mit Vertretern des Jugendhilfe- und Sportausschusses abstimmen“, ist Hormes überzeugt, mit dem neuen Angebot auch Gäste von außerhalb in die Grafenstadt zu ziehen. Sobald der Stadtrat grünes Licht gegeben hat, will Hormes zügig in die Feinplanung einsteigen. Bei der wird er auch die bis zuletzt eingegangenen politischen Änderungsvorschläge prüfen, etwa nach einer Rabattierung des Grillangebotes für Moers-Pass-Besitzer. Gestern zeigte sich Hormes zuversichtlich, das neue Areal in 2025 umsetzen zu können.
Die Moerser Kanäle werden Enni indes länger beschäftigen. „Obwohl wir seit 2019 jährlich gut vier Kilometer der beschädigten Kanäle saniert haben, müssen wir in diesem Bereich noch über Jahre dicke Bretter bohren“, verdeutlichte Vorstand Dr. Kai Gerhard Steinbrich in seinem Vortrag die vorrangigen Ziele des Sanierungsprogramms. „Die Analyse des Zustands und der Substanz der Kanäle habe in Teilen dringenden Handlungsbedarf aufgezeigt. Verknüpft mit einer Prüfung von notwendigen Kanaldimensionen und vorhandenen Gefällen hätten die Experten hieraus einen straßenscharfen Maßnahmenplan für die kommenden fünf Jahre erarbeitet. Der beinhalte neben reinen Reparaturen auch etliche Komplettsanierungen. Ein Ergebnis: Enni müsse das Sanierungstempo weiter erhöhen und pro Jahr rund 20 Reparaturen vornehmen und rund 6,5 Kilometer des Kanalnetzes komplett austauschen. Wo es der Zustand zulasse, setze das Unternehmen dabei verstärkt auf eine grabenlose Bauweise. „Das spart Kosten und reduziert durch den Verzicht auf Tiefbauarbeiten Einschränkungen für Bürger“, so Steinbrich. Nur so sei es möglich, bei stabilen Budgets von jährlich rund zehn Millionen Euro die Sanierungsrate wie notwendig um 50 Prozent zu erhöhen. Neben dem Abbau des Sanierungsstaus, der Einhaltung von Umweltvorschriften und der Gefahrenabwehr an besonders von Schäden betroffenen Strängen ginge es im Sanierungskonzept auch darum, das Kanalnetz an die zukünftigen Bedingungen anzupassen. So würden sich die Folgen der statistisch öfter eintretenden Starkregenereignisse auf die Planungen der Entwässerungsnetze auswirken. Besonders gefährdet seien dabei die 130 Kilometer des Moerser Mischwasserkanals, in denen Schmutz- und Regenwasser zusammenkämen. Die eigentlich kostengünstige Lösung stelle bei Starkregenereignissen Klärwerke vor große Herausforderungen und berge die Gefahr einer Überflutung von Straßen und Häusern. „Mischwasserkanäle schauen wir uns daher genau an und arbeiten an Maßnahmen, das Regenwasser hieraus zu entkoppeln.“ Dazu entwickle Enni präventive Maßnahmenpakete, wie den Bau von Stauraumkanälen, Regenrückhaltebecken oder Versickerungsanlagen. “Zur Finanzierung wollen wir auch Förderprogramme des Bundes nutzen.“
Zum Abschluss der gestrigen Sitzung informierte Steinbrich, dass Enni über eine Ausschreibung mit Stadt + Handel eine erfahrene Agentur gefunden habe, die Enni und die Stadtverwaltung bei der Kommunikation rund um die Sanierung der Moerser Innenstadt unterstützen werde. Auch hinsichtlich der kommunalen Wärmeplanung könne man jetzt loslegen. Nachdem sich Enni gemeinsam mit dem hierauf spezialisierten Planungsbüro BMU Energy Consulting, einem Ableger der Universität Wuppertal, in einer Ausschreibung durchgesetzt habe, hat die Stadt Moers als die im Sinne des Gesetzes planungsverantwortliche Stelle hierzu den Auftrag vergeben. Die Projektpartner werden eine umfassende Analyse der Wärmenetze, vorhandener Wärmequellen sowie der aktuellen Wärmeabnahme vornehmen und hierauf aufbauend die stadtweit zukünftig für eine Wärmeversorgung geeigneten Gebiete ermitteln.
Bis dahin soll die Trauerhalle und ihre Nebengebäude auf dem Friedhof Hülsdonk bereits saniert sein. Aktuell bereite Enni die Vergabe zur Erstellung eines Leistungsverzeichnisses und einer öffentlichen Ausschreibung an ein Ingenieurbüro vor. Hormes rechnet damit, frühestens im Dezember in die rund zehn Monate dauernde Bauzeit starten zu können. Im Spätsommer 2025 soll dann auch hier ein weiterer Baustein des Friedhofskonzeptes umgesetzt sein. Auch die Eishalle soll dann energetisch saniert sein. Hier informierte Hormes, dass die Arbeiten hierzu nach der kommenden Saison im März 2025 starten. Die kommende Eiszeit im Solimare wolle Enni daher auf den Zeitraum vom 4. Oktober 2024 bis zum 16. März 2025 beschränken.