Arbeiten an Zielen
Eine neue Geldwertkarte soll Gästen der Sport- und Bädereinrichtungen einen Mehrwert bieten
Mit einer prall gefüllten Tagesordnung ist der Verwaltungsrat der ENNI Stadt & Service Niederrhein (Enni) gestern in sein Sitzungsjahr gestartet. Dabei beschloss das Gremium die Einführung einer Geldwertkarte für die Bäder und die Eissporthalle der Enni. Die ermöglicht treuen Kunden Vergünstigungen und harmonisiert die bislang je Einrichtung unterschiedlich ausfallenden Rabattsysteme. Auch bei den Nutzungsentgelten für die Veranstaltungs- und Sporthallen der Enni wird es zukünftig feste, marktfähige Tarife geben. Die mit der Vermarktung der Hallen und neu auch der Wasser- und Eisflächen durch Enni beauftragte Event Service Genossenschaft kann hierdurch neben einem Standardtarif für gewerbliche Veranstalter bei Veranstaltungen mit gemeinnützigem oder nicht kommerziellem Hintergrund eine Sonderkondition einräumen. Waren hier Entscheidungen gefragt, gab es für die Politik zu weiteren Themen gestern zunächst Sachstände. So stellte Boris Stolzenberg als der für Enni tätige Gigabite-Koordinator der Wir4-Region beispielsweise den aktuellen Stand der Breitbandausbaus in Moers und den Nachbarkommunen Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn und Rheinberg vor, der wie geplant voranschreite und nach heutigem Plan 2023 in bislang unterversorgten Gebieten abgeschlossen sei. Zudem werde sich Enni auch mit den Möglichkeiten zum Ausbau des Breitbandangebotes in den sogenannten grauen Flecken beschäftigen, den Gebieten mit aktuellen Übertragungsraten zwischen 30 mbit und maximal 200 mbit. Der Vorstandsvorsitzende Stefan Krämer machte indes deutlich, dass das Unternehmen trotz der schwierigen Situation im Umfeld der anhaltenden Pandemie und des Ukraine-Krieges an seinen Zielen festhalte. „Wir sind angetreten, für Bürger am Niederrhein Mehrwerte zu schaffen, unsere Wirtschaftlichkeit zu erhöhen und die Moerser Infrastruktur zu verbessern. Den Weg setzen wir trotz der aktuell vorhandenen Unsicherheiten fort.“
Nach dem gestrigen Okay wird Enni die Geldwertkarte zur neuen Freibadesaison einführen und damit dem Vorbild vieler Badbetreiber folgen. Vorstand Lutz Hormes will seine Gäste so an die Einrichtungen binden und Bäder besser auslasten. Die bis jetzt vorhandenen, über alle Ein-richtungen nicht einheitlichen Rabatte hätten ihre Wirkung verfehlt und Badnutzer weitgehend auf Einzeltickets gesetzt. „Wir wollen gerade Vielnutzern einen echten Mehrwert bieten und mit der Geldwertkarte nebenbei den bisherigen Rabatt-Flickenteppich harmonisieren“, werde Enni laut Hormes dabei auf das in der Bäderwelt bundesweit hundertfach eingesetzte Bezahlsystem Bäder-Suite des Anbieters Michel Development & Consulting setzen. Auch Enni nutzt die Bäder-Suite heute bereits als Online-Plattform, über die Gäste mit Ausnahme des Naturbads Bettenkamper Meer ausschließlich Tickets buchen können. „Das System hat uns sehr geholfen, die schwierige erste Phase der Pandemie mit der notwendigen Nachverfolgung der Gäste und der Abbildung des 3G-Status zu bewältigen“, blicke man hier auf die gute Resonanz von bislang 55.000 registrierten Kunden. Zukünftig sollen Badbenutzer hier einen gewünschten Betrag aufladen können und je nach Höhe einen Rabatt von bis zu 20 Prozent pro Ticket erhalten. „Parallel bleiben die Familienkarte oder der Moers-Pass unverändert erhalten“, sei eine Kombination mit der Geldwertkarte aber nicht möglich. Die möchte Hormes zukünftig auch auf andere Einsatzgebiete ausweiten, etwa als aufladbares Bezahlsystem für Leistungen am Kreislaufwirtschaftshof. „Auch die Stadt Neukirchen-Vluyn denkt für ihr Freizeitbad darüber nach, sie zu nutzen.“
Für die neuen Hallennutzungsgebühren nutzte Hormes die Erkenntnisse eines Gutachtens der im Bäderbereich marktführenden Unternehmensberatung Altenburg, die die Sport- und Bäderlandschaft der Enni zuvor untersucht hatte. Tarife sind hiernach nun vereinheitlicht und können nur noch bei nichtkommerziellen Veranstaltungen, etwa von Amateursportvereinen oder bei Abi-Bällen, rabattiert werden. Preise orientieren sich dabei am Mittelwert vergleichbarer Konkurrenzeinrichtungen und der Marktakzeptanz bisheriger Entgelte. Wie schon bei den Bädern wird Hormes Tarife hier entsprechend der Inflationsrate jährlich anpassen können. Für die Bäder ist dies seit 2019 einmal jährlich möglich, wenn eine 20-Cent-Schwelle erreicht ist. Für 2022 treffe dies laut Hormes nur bei den Kinder- und Jugendtickets für den Sportpark und das Aktivbad zu, die ab Mai neu jeweils 2.20 Euro betragen. „Sonst bleiben alle Preise stabil.“
Zum Abschluss des öffentlichen Sitzungsteils informierte Lutz Hormes zur bisherigen Entwicklung der Tonnenrauschaktion in der Abfallentsorgung, die Moerser zwar nutzen würden, es aber noch Luft nach oben gebe. Sein Vorstandskollege Dr. Kai Gerhard Steinbrich stellte den Stand einer Machbarkeitsstudie zur Weiterentwicklung der E-Mobilität und des Wasserstoffantriebs in Moers vor, für die Enni derzeit ein erfahrenes Beratungsunternehmen suche und hierzu auch Fördermittel beantragt habe. Letztendlich blickte Steinbrich auf die Sanierung der Moerser Innenstadt. In diesem Jahr werde Enni zunächst das Ausschreibungsverfahren zur Auswahl eines unterstützenden Planungsbüros starten. „Mit dem müssen wir die aktuell vorliegenden Grobplanungen für die Ver- und Entsorgungsinfrastruktur sowie die Oberflächengestaltung verfeinern.“ Nach Vorlage aller Planungsunterlagen kann Enni die Bauausführung ausschreiben und die Arbeiten dann voraussichtlich 2024 mit größeren Tiefbaumaßnahmen starten. Dort wo es der aktuelle Zustand der alten Kanäle und das Gefälle erlaube, wie etwa in der Haag- und Fieselstraße oder ‚Im Rosental‘, werde Enni schon Mitte 2022 mit dem Inlinerverfahren starten, bei dem der alte Kanal ohne große Erdarbeiten eine Schutzschicht erhält. „Das greift weniger in den Alltag der Bürger ein, ist aber leider nicht überall anwendbar.“